Erst seit dem 11. Mai 2003 geht es von Empalme aus auch wieder ins 35 Kilometer entfernte Manacor: Von Empalme aus fahren die dieselelektrischen Triebwagen geradeaus in die Ebene des Pla, direkt in die Mitte Mallorcas, hinein. Zäune säumen den gesamten Streckenverlauf auf beiden Seiten, um den Gleiskörper vor Tieren und den Zug bei Tempo 100 km/h vor Notbremsungen zu schützen. Nahe dem gewundenen Torrent de Son Bordils wendet sich die Bahnlinie nach Süden, wo sie den Bahnhof von Sineu erreicht. Nach der ursprünglichen Stilllegung der Strecke im Jahr 1977 beherbergte er eine Galerie für zeitgenössische Kunst, heute jedoch dient er wieder als Empfangsgebäude mit Warteraum. Und auch auf dem neuen Hochbahnsteig herrscht Betriebsamkeit wie eh und je: Zum berühmten Mittwochsmarkt, auf dem bis heute landwirtschaftliche Nutztiere wie Hühner, Lämmer oder Esel gehandelt werden, kommen viele Besucher wieder per Bahn.
Im September 2018 stehen die Oberleitungsmasten schon bei Sineu, sind aber noch nicht in Funktion. |
Zwischen Zäunen und Mauern führt die neu betonierte Trasse aus dem Ort hinaus und dem Nachbardorf Sant Joan entgegen, dessen Bahnhof jüngst einen zweiten Bahnsteig erhielt und im Zuge der bevorstehenden Umstellung auf elektrischen Betrieb wieder in Betrieb genommen werden soll. Nach fünf Kilometern wurde dem Bahndamm jedoch ein unvermittelter Schwenk nach links verordnet: So verläuft die Bahnlinie nördlich des Puig de Sant Nofre und durchquert dessen Wald. Nach einer weiteren Straßenunterführung begleitet sie die Straße (rechts sitzend erspäht man die doppeltürmige Wallfahrtskirche auf dem 315 m hohen Puig de Bonany, einem der „heiligen Hügel“ über dem Pla). Hier weicht die neue Streckenführung von der alten ab, die mitten durch Petra führte: Der Zug hält an einem einfachen Hochbahnsteig nördlich des Ortes, sein altes Stationsgebäude liegt abgeschieden im Ort.
Recht gerade geht es dann durch das fruchtbare Kulturland
weiter nach Manacor, das der Schienenweg erstmals im Jahre 1879 erreichte. Das
weite Gelände des ehemaligen Bahnhofsbereichs im Nordwesten des Stadtzentrums
bezeugt noch den Aufschwung durch den Bahnanschluss. Den konnte die zentrale
25.000-Einwohner-Stadt im Osten der Insel auch gut gebrauchen, denn trotz
florierender Handels- und Gewerbebetriebe – der originellste davon stellt heute
begehrte Kunstperlen her – gab es immer wieder wirtschaftliche Notzeiten, die
viele Menschen in die Emigration trieben.
In Manacor wurde im Januar 2001 im Beisein des Präsidenten
und des Verkehrsministers der Balearen das erste Gleisstück für die
Revitalisierung verlegt, und am Muttertag 2003 feierten mehr als 3.000 Bahnfans
die Einweihung des mustergültig restaurierten Empfangsgebäudes, das sich nun
hell, freundlich und von auffälliger Eleganz zeigt. Alles in allem kostete der
Neubau der Strecke rund 33,4 Millionen Euro (ohne Elektrifizierung).
(Text: Wolfgang Heitzmann, Mitarbeit: Klaus-J. Vetter)
Letzte Aktualisierung Oktober 2018.
(Text: Wolfgang Heitzmann, Mitarbeit: Klaus-J. Vetter)
Letzte Aktualisierung Oktober 2018.
Manacor - der Zug in Richtung Palma steht bereit, noch ohne Oberleitung. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen