Trambahn nach Port de Sóller

Mit dem Roten Blitz, dem Tren de Sóller im Bahnhof von Sóller angekommen, hat man zwei Alternativen: Stadt und Umgebung genießen – oder Umsteigen in die zauberhafte Tram, die einen vom Bahnhofsvorplatz zum Meer bringt!



Orangen Express
Die Tram von Sóller nach Porto Sóller fährt vor dem Bahnhof in Sóller vor. Nun heißt es Umsteigen vom Zug in die Straßenbahn.

Orangen Express
Das Depot der Straßenbahn von Sóller direkt am Bahnhof
Hat schon der „Rote Blitz“ die Besucher der Kleinstadt Sóller in Bewunderung versetzt, so scheint die Trambahn des Ortes das „Tüpfelchen auf dem i“ zu sein: Die kleine orangefarbene Bimmelbahn mit ihren hölzernen Zweirichtungstriebwagen, den geschlossenen oder offenen Sommerbeiwagen – teils sogar mit lustig wehenden Dachmarkisen – ist der nächste Höhepunkt der Reise! Und so sind es auch hier vor allem die Touristen, die das (in der Hochsaisonmanchmal: die) vor dem Bahnhof an der Plaça d’Espanya startenden Schmalspurzüglein stürmen.

El tranvia Sóller - Porto Sóller


Die Fahrtstrecke der Straßenbahn reicht vom Bahnhof in Sóller bis zum 4,8 km entfernten und 40 m talwärts gelegenen Hafen, Port de Sóller (Porto Sóller). Seit 1914 ruckelt sie täglich viele Male vom Bahnhof durch die Stadt Sóller zwischen Orangen- und Zitrusgärten vorbei zum Meer und zurück. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Straßenbahn dachte wohl niemand daran, dass sie eines Tages die Einheimischen zum Strand bringen wird, geschweige denn, dass ihre Existenz einmal vom Tourismus abhängen wird. Ohne die vielen Urlaubsgäste, die tagtäglich diese interessante Schaukelfahrt machen, wäre sie schon lange aus dem Verkehr.

In ihren ersten Jahren beförderte „El Tranvia“ fast ausschließlich Gemüse. In der Gegend um den Hafen von Sóller ernteten die Mallorquiner die besten Tomaten der Insel. Nach dem Verpacken in Kisten wurden die Tomaten mit der Bimmelbahn zum Bahnhof nach Sóller befördert und von dort mit dem Zug nach Palma gebracht.

Im Sommer fährt die Straßenbahn zwischen 5.55 Uhr und 21.00 Uhr ca. halbstündlich und in den Wintermonaten von November bis April zwischen 6.20 Uhr und 21.20 ca. stündlich. Bei gutem Wetter werden an die Lok „Jardineras“, die offenen Sommerwagen angehängt.

Die Bahn stoppt nicht planmäßig an allen 16 Haltestellen, sondern nur nach Bedarf. Der Schaffner kontrolliert während der Fahrt die Fahrscheine und kassiert die Fahrgäste einzeln ab. Achtung – die Fahrt ist nicht mehr billig! Zahlte man noch Ende der 90-er-Jahre 115 Peseten (umgerechnet etwa 70 Cent), so kostet die einfache Strecke heute 5 Euro; ein Kilometerpreis von über einem Euro!

Die Fahrt führt zuerst entlang der Straße Born – von Häuserfronten umringt – talwärts, geradewegs zu auf den belebten Stadtplatz, die Plaça de la Constitució. Der Platz wird nicht umsonst als einer der schönsten in ganz Mallorca bezeichnet: idealer Treffpunkt für Einheimische wie auch Touristen und Ausgangspunkt für einen Stadtspaziergang. Von den Bänken direkt am Platz oder von einem der gemütlichen Cafés hat man einen perfekten Blick auf das bunte Treiben, die imposante Pfarrkirche Sant Bartolomé und auf die kleine Trambahn, die unentwegt zwischen Hafen und Stadtbahnhof pendelt. Die Gleise wurden hier in einer sehr gewagten Rechts-Linkskurve mitten über den Platz verlegt; so ist die kleine Bahn tatsächlich immer genau im Mittelpunkt des Geschehens. Nur 50 Meter vom Platz entfernt befindet sich die zweite Haltestelle, Einstieg für neue Fahrgäste. Rechter Hand lohnt sich ein Blick auf eine Stadtvilla, die Markthalle und die Luxusherberge der Stadt; links liegt die kleine berühmte Eisfabrik Sóllers, die insbesondere Fruchteis der Region produziert. Nun entfernt sich die Tram zwischen zwei Eckhäusern hindurch nach links vom Treiben der Stadt. Ab hier gilt: Natur pur! Ca. zwei Kilometer lang ist die Fahrt durch den Obstgarten Sóllers, l’Huerta genannt, mit seinen unzähligen Zitrus-, Feigen-, Mandel-, Oliven-, Granatäpfel- und Johannesbrotbäumen. Es geht mitten durch gepflegte Privatanlagen, Schrebergärten und satte Obstplantagen – stets umhüllt vom intensiven Duft der Orangen und Zitronen. Dann ein leises Quietschen: Die Straßenbahn kreuzt die Hauptstraße C 711 Richtung Hafen. Die Trasse, die hier auch einen kleinen Wasserzufluß zum Meer überquert, führt nun links neben der Hafenstrasse bis zum nächsten Haltepunkt, gleichzeitig Ausweichplatz für den Gegenzug.

Weiterfahrt Richtung Hafen; nach einer langgestreckten Rechtskurve eröffnet sich den Fahrgästen zur Linken ein grandioser Blick auf die Bucht von Porto Sóller, das Meer und die Hafeneinfahrt, die geschützt zwischen steilen Gebirgsausläufern liegt. Auf der linken Gebirgsanhöhe, am Cap Gros, liegt in exponierter Lage der Leuchtturm (Es Faro) von Porto Sóller.

Der folgende Streckenabschnitt der Tram führt auf der erhöhten, vor kurzem neu gestalteten und zur Fußgängerzone umgebauten Uferpromenade entlang. Nun setzt die Straßenbahn zur letzten Etappe an. Nach wenigen hundert Metern, die sie in einer ca. 60 Grad-Linkskurve zurücklegt, fährt sie von Bäumen gesäumt in die Endhaltestelle in Porto Sóller ein; das Haltestellengebäude diente einst als Ausgangspunkt für Eilpostkutschen zur Hauptstadt Palma. Die Fahrgäste können sich nun dem Badespaß hingeben, einen gemütlichen Hafenbummel machen oder von hier aus zu Fuß oder per Schiff andere Ziele anpeilen; Möglichkeiten gibt es viele. Nachdem die Fahrdienstleiter den Triebwagen abgekuppelt haben, fahren sie ihn einige Meter weiter die Straße entlang, direkt vor die unscheinbare Stammkneipe des Bahnpersonals. Nun hat auch die Tram eine kurze Ruhepause, bevor umgesetzt und die Rückfahrt angetreten wird. 


Port de Sóller (Porto Sóller)


Port de Sóller selbst besteht aus Restaurants und Hotels, kleineren, meist touristisch geprägten Geschäften, Appartements und einem stetig gewachsenen. Dennoch ist der Hafen einen Besuch in jedem Fall wert: Alleine schon wegen der historischen Straßenbahnlinie natürlich, die sich am Meer entlang in einem großen Bogen in den Ort hinein zieht. Direkt darunter der schmale, aber langgezogene Strand, der zu einem kleinen Sonnen- oder Meerbad einlädt. Der Hafen ist sehenswert, er hat sein Zentrum unmittelbar am Endpunkt der Straßenbahn; hier legen auch die Schiffe nach Sa Calobra und Sa Foradada an.



Orangen Express Port de Soller
Die Tram in Porto Sóller, Rückfahrt in Richtung Sóller
Einen Tages-Abstecher wert ist Sa Calobra. Hier kommen Wander- und Badefreunde gleichermaßen auf ihre Kosten – wenn auch während der Saison die Menschenmassen, die sich an Mallorcas beliebtestem Ausflugsziel tummeln, das Vergnügen trüben können. Doch je mehr man sich von Sa Calobra aus zu Fuß am Torrent de Pareis entlang schluchteinwärts bewegt, desto mehr kommt man dem eigentlichen Reiz auf die Spur (nur für erfahrene Wanderer; z. T. riskant).

Die Bootsfahrt dauert je Richtung etwa eine Stunde. Wer gut zu Fuß ist, kann nach morgendlicher Hinfahrt mit dem Boot den Rückweg nach Sóller als Wanderung gestalten.

(Text: Wolfgang Heitzmann, Klaus-J. Vetter)





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